annabe hat geschrieben:Ich möchte niemanden zu nahe treten, es ist wirklich nicht böse gemeint, aber ich kann es auch nicht wirklich verstehen, wieso man sich über die Politik beschwert, andererseits aber die Hände in den Schoss legt und sich zurücklehnt.
Beschweren kann man sich heute über vieles, das systemische Patt in der Politik, die globale Vereinnahmung so vieler Themen und vereinzelt auch "den" Politiker, der falsche Versprechungen macht, sein Amt missbraucht, mit Erschwindelung überhaupt dahin kam oder fachlich inkompetent erscheint und einer Lobby zugeneigt ist.
Trotzdem glaube ich, dass es tendenziell viel mehr Politiker gibt, die aus Berufung oder Idealismus etwas gestalten möchten und die Gesellschaft auf vielleicht einem Gebiet fairer gestalten möchten.
Nicht wenige von ihnen scheitern aber an den Strukturen, in denen der soziale Faktor eher pflichtbewusst abgearbeitet wird, aber die Interessen deutlich von den immer fordernder werdenden profitorientierten Stellen diktiert werden.
Menschen, die daran etwas verändern möchten, gibt es viele, es wird sogar ebenfalls Lobbyismus für Natur, Tiere und Menschen betrieben, aber die Gewichtung stimmt für mich momentan nicht.
Wie gesagt, ich glaube nicht, dass man über "den" Politiker schimpfen kann, sondern eher über die Strukturen, die aus einem Netz aus sich teils widersprechenden und dann doch bedingenden Faktoren bestehen - also z.B. Arbeit ist der Schlüssel für körperliches und geistiges Wohl, Arbeit macht unfrei, beutet aus, Arbeit wird immer mehr nur noch von Großunternehmen verteilt, die besser auf dem Markt bestehen können als z.B. der Mittelstand, die Großunternehmen werden angeworben, hofiert und verlassen bei höherer Gewinnversprechung anderswo aber sofort den Standort.
Trotzdem können die Kommunen es sich nicht leisten, auf sie zu verzichten oder ihnen Maulkörbe anzulegen, der Mittelstand, in dem viele Unternehmen jeweils einige Menschen beschäftigten, wurde fast ausgerottet.
Eines habe ich bei diesem Thema jetzt nicht verstanden: warum sollten ausgerechnet HSP daran etwas ändern können?
Welche Eigenschaften schreibst du im Zuge der erhöhten Reizschwelle denn pauschal Menschen mit HS zu, die sie für die Politik fähiger machen würden als andere das sind?
Wenn ich überlege fallen mir jede Menge Eigenschaften ein, die ich haben müsste, damit ich das Gefühl hätte, in der Politik richtig zu sein: Beharrlichkeit, Extrovertiertheit, die Bereitschaft mit Menschen immer wieder zu verhandeln, enormes Fachwissen, einer Sache verschrieben sein und sie aus allen Perspektiven beleuchten können, Duldsamkeit, einen gewissen emotionalen Abstand, langen Atem, weil Erfolge millimeterweise berechnet werden; Ellenbogen selber ausfahren und bereit sein, sie in die Rippen zu bekommen, die Bereitschaft mir das politische Vokabular anzueignen und mich in diesen Kreisen in gewissem Grad anzupassen, um dann evtl. so etwas wie sein eigenes Ding durchziehen zu können.
Die Akzeptant, dass es so was wie "mein eigenes Ding" vermutlich niemals geben wird und jedes Anliegen mit Kompromissen beschnitten und verformt wird...
Alles Dinge, die ich nicht unbedingt HSP zuschreibe, die aber eine HSP durchaus haben kann, wenn es nun mal in ihrer Persönlichkeitsstruktur liegt.
Das würde für mich aber auf jede nicht-HSP genauso zutreffen.